Kunsthaus blickt auf Grazer Architekturszene und zeigt Verbindungen zum eigenen Haus
Auf ins Ungewisse. Peter Cook, Colin Fournier und das Kunsthaus
23.09.2017-25.03.2018
Graz Architektur. Rationalisten, Ästheten, Magengrubenarchitekten, Demokraten, Mediakraten
23.09.2017-28.01.2018
- Kuratiert von Barbara Steiner mit Katia Huemer
- Produktion: Kunsthaus Graz
- In Kooperation mit dem Festival steirischer herbst
- In Zusammenarbeit mit: Künstlerhaus – Halle für Kunst & Medien, Graz, Neue Galerie Graz, HDA und TU Graz.
- Kunsthaus Graz, Lendkai 1, 8020 Graz
Weitere Informationen sowie Bildmaterial zu den Ausstellungen finden Sie unter folgenden Links: Auf ins Ungewisse und Graz Architektur
Im Rahmen der 50. Ausgabe des Festivals steirischer herbst wurden am Samstag, dem 23. September 2017, im Kunsthaus Graz zwei Ausstellungen eröffnet, die insbesondere Verbindungen zwischen den Kunsthaus-Architekten Peter Cook und Colin Fournier sowie Protagonistinnen und Protagonisten der Grazer Architekturszene aufzeigen. „Es ist die Vielstimmigkeit, die die beiden Ausstellungen auszeichnet.
Gerade die Verbindungslinien und das Beziehungsgefüge zwischen den vertretenen Positionen und gezeigten Projekten haben mich an der Konzeption von Graz Architektur und Auf ins Ungewisse so fasziniert“, betonte Kunsthaus-Leiterin und Kuratorin Barbara Steiner bei der Eröffnung.
Entlang zahlreicher früher Zeichnungen, Dokumente und Modelle folgen die beiden Ausstellungen architektonischen Prozessen der letzten Jahrzehnte rund um das Kunsthaus und die Grazer Architekturszene. Dabei sollen sowohl Selbstinterpretationen von Architektinnen und Architekten wie auch ein Blick von außen vermittelt werden, der durch die ergänzenden künstlerischen Positionen entsteht. Zur Eröffnung fanden sich am Samstag über 600 Interessierte im Kunsthaus ein.
Gruppenfoto bei der Eröffnung,
v.l.n.r.: Christopher Drexler (Kulturlandesrat), Veronica Kaup-Hasler (Intendantin des steirischen herbsts), Barbara Steiner (Leiterin des Kunsthauses Graz), Günter Riegler (Kulturstadtrat), die Kunsthaus-Architekten Sir Peter Cook und Colin Fournier und Wolfgang Muchitsch (Joanneums-Direktor), Foto: Universalmuseum Joanneum/S. Hoffmann
Ein Wiedersehen gab es am Samstag vor allem für die mitwirkenden Protagonistinnen und Protagonisten: Neben den aus London angereisten Kunsthaus-Architekten Peter Cook und Colin Fournier waren auch namhafte Grazer Architektinnen und Architekten wie Konrad Frey, Volker Giencke, Bernhard Hafner, Eilfried Huth, Karla Kowalski und Manfred Wolff-Plottegg sowie die Künstlerinnen und Künstler Julia Gaisbacher, Oliver Hangl, Misch Kuball, Anna Meyer, Isa Rosenberger und Arthur Zalewski bei der Präsentation von Graz Architektur und Auf ins Ungewisse anwesend.
Feierlich eröffnet wurden die Ausstellungen unter anderem durch Reden von Kulturlandesrat Christopher Drexler, Kulturstadtrat Günter Riegler und herbst-Intendantin Veronica Kaup-Hasler. Auch Joanneums-Direktor Wolfgang Muchitsch freute sich über die erfolgreiche Präsentation der beiden Ausstellungen: „Das Kunsthaus Graz ist weltweit ein großartiger Botschafter der Stadt Graz. Mit den beiden Ausstellungen wird dies wieder einmal sehr deutlich.“
v.l.n.r.: Eilfried Huth, Karla Kowalski, Manfred Wolff-Plottegg und Konrad Frey, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
Inhalt
Von der Vision bis zur Umsetzung
Erste Überlegungen zu einem lebendigen, kommunikativen und sich immer wieder verändernden Ort für zeitgenössische Kunst sind bereits vor langer Zeit an einem anderen Ort inmitten einer popkulturell geprägten Umgebung geboren worden: im London der 1960er-Jahre. Peter Cook und die anderen Mitglieder von Archigram dachten über Periskope nach, die aus Gebäuden ragen, über Raumschiffe, die sich in verschlafenen Städten niederlassen, schwammige, landschaftsähnliche Zonen und variable Häute für Gebäude. Nach jahrzehntelangen erfolglosen Bemühungen um ein Kunsthaus für Graz war es dann um die Jahrtausendwende endlich soweit: Die britischen Architekten Cook und Fournier gewannen den Wettbewerb zur Errichtung des Kunsthauses am Standort Eisernes Haus, das im Kulturhauptstadtjahr 2003 eröffnet wurde.
Im Mittelpunkt der Ausstellung Auf ins Ungewisse steht der Entstehungsprozess sowie das Zusammenwirken von planenden und ausführenden Architekten, Museologen, Firmen und die nachfolgende Nutzung durch Künstlerinnen und Künstler. Dabei untersucht die Schau vor allem auch das Verhältnis zwischen visionären Ideen und deren Umsetzung: Welche Überlegungen gab es zu Beginn? Und was ist daraus geworden? Vorgegebene Zeitrahmen, technische Begrenzungen, knappe Budgets, Funktionsansprüche und auch Zufälle haben die Konzeption des Kunsthauses verändert.
Trotzdem spricht das Gebäude nach wie vor von utopisch-visionären Momenten, die auch heute noch Imaginationen beflügeln können. In der Ausstellung, die bis 25. März 2018 im Space01 gezeigt wird, finden sich Arbeiten von Archigram, Bollinger Grohmann, Peter Cook, Colin Fournier, Jessica Hausner, Niels Jonkhans, Mischa Kuball, Vera Lutter, realities:united, Isa Rosenberger, Gernot Stangl und Arthur Zalewski. Dabei trifft man auch auf die erste gemeinsame Arbeit von Cook und Fournier, das Batiment Public in Monte Carlo.
„Auf ins Ungewisse“, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
Vielseitige Positionen, unterschiedliche Perspektiven
Parallel zu Auf ins Ungewisse beleuchtet die zweite Ausstellung im Space02 Graz Architektur. Rationalisten, Ästheten, Magengrubenarchitekten, Demokraten und Mediakraten das Schaffen von sieben Grazer Architekten, die in den 1930er- und 1940er-Jahren geboren wurden, und sie zeigt Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede der britischen und österreichischen Architekten zu dieser Zeit.
Der Titel der Schau widerspiegelt die Vielfalt der Positionen, die pragmatisch, funktional, ästhetisch, expressionistisch oder auch unaufgeregt sind. Vorgestellt wird eine Bandbreite an unterschiedlichen Herangehensweisen, die sich an gewissen Stellen berühren, an anderen jedoch sehr weit auseinanderliegen.
In der Ausstellung werden – im wahrsten Sinne des Wortes – „Knoten“ gebildet, die Verbindungen zwischen den Überlegungen und Projekten vorschlagen. Zusätzlich treten die Architektinnen und Architekten durch Zitate in den Dialog über ihre Werke.
Dabei beschränkt sich Graz Architektur nicht auf die 1960er- und 1970er-Jahre, sondern widmet sich der Weiterentwicklung dieser Ideen, die durch Werke zeitgenössischer Kunst ergänzt wurde. Gezeigt werden bis zum 28. Jänner 2018 Arbeiten von Günther Domenig, Konrad Frey, Julia Gaisbacher, Volker Giencke, Bernhard Hafner, Oliver Hangl, Eilfried Huth, Mischa Kuball, Anna Meyer, Szyszkowitz Kowalski, Manfred Wolff-Plottegg und Arthur Zalewski.
Ausstellungsansicht,
„Graz Architektur“, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
Das Kunsthaus Graz als Botschafter der Stadt
Seit seiner Eröffnung im Jahr 2003 hat das Kunsthaus Graz zahlreiche Werke renommierter Kunstschaffender präsentiert und ist mittlerweile zu einem Wahrzeichen für die Stadt geworden.
„Was die beiden Ausstellungen für Besucherinnen und Besucher besonders interessant macht, ist das Gefüge an unterschiedlichen architektonischen und künstlerischen Stimmen, das dazu einladen soll, das Kunsthaus auch von innen zu erkunden und sich mit seiner Entstehungsgeschichte auseinanderzusetzen“, so Barbara Steiner. Ob Nilpferdbaby, Seeschnecke, Stachelschwein oder Friendly Alien: dass das Kunsthaus auch eine emotionale Anschlussfähigkeit bietet, zeigen nicht zuletzt die unterschiedlichen „Kosenamen“, mit denen es über die Jahre bezeichnet wurde.