Burgruine Gösting
Etwa sieben Kilometer nordwestlich des Grazer Stadtzentrums erhebt sich in 600 Metern Höhe die mittelalterliche Burgruine Gösting auf den Ausläufern des Steinkogels.
Das beliebte Wandergebiet ist mit drei Buslinien (Linie 85, Linie 48 und Linie 40) erreichbar und die Radwege R2 und R31 führen direkt zum Aufgang zur Burgruine am Göstinger Schlossplatz. Von hier aus ist ein rund 30-minütiger Fußmarsch angesagt, der anfänglich über eine steile, asphaltierte Straße führt, die später zur Schotterstraße wird.
Auf dem Weg kommt man auch beim Jungfernsprung vorbei, wo sich Anna von Gösting aus Liebeskummer in die Tiefe gestürzt haben soll. Von hier aus erkennt man sehr gut die Autobahn, die unter dem Berg durchführt.
Die Burgruine Gösting besuchen
Ein Besuch ist aktuell nur möglich.
Am Gipfel des Ruinenberges wird man mit einer grandiosen Aussicht über das Grazer Becken und die Stadt Graz belohnt. Auf der Terrasse der Burgtaverne kann man sich für den weiteren Wanderweg ausruhen und mit kleinen Snacks, Suppen, kalter Jause aber auch Hauptgerichten stärken. Süßigkeiten, Mehlspeisen und Getränke gibt es natürlich auch. Betreut wird die Burganlage vom Burgverein Gösting. Die Ruine mit den umliegenden Wäldern gehört allerdings zum Besitz der Bäckerfamilie Auer.
Vom strategischen Aussichtspunkt zum beliebten Ausflugsziel
Mächtig und eindrucksvoll steht sie da und blickt bereits seit Jahrhunderten auf die Stadt Graz. Die Wahl der exponierte Lage auf dem schmalen Grad eines Felsens an den Ausläufern des Steinkogels war natürlich Absicht, als die Felsenburg im 11. Jahrhundert erbaut wurde. Einerseits konnte man von hier das gesamte oststeirische Hügelland überblicken, andererseits war so auch der Blickkontakt zu anderen Burgen der Region gewährleistet, der vor allem für das Kreidfeuer-Warnsystem von großer Wichtigkeit war.
Wurden nämlich Feindbewegungen gesichtet, konnte man die anderen Burganlagen mittels Feuer vorwarnen. Bestand die Burganlage ursprünglich lediglich aus einem Wohnturm und einer Kapelle, wie das bei den meisten romanischen Burgen der Fall war, wurde die Anlage über die Jahrhunderte ständig ausgebaut und erweitert. Die wechselnden Besitzer, unter ihnen auch die Adelsgeschlechter der Eppensteiner und Traungauer, haben alle ihre Spuren hinterlassen.
Während der Zeit der Ungarn- und Türkenkriege im 15. und 16. Jahrhundert, entstand aus der beschaulichen Burganlage eine uneinnehmbare Festung. Damals wurde in der geschützten Anlage das Pulverlager der Stadt untergebracht. Wie das Leben oft so spielt, schlug genau dort ein Blitz ein und ein Großteil der Burg fiel den Flammen zum Opfer.
Anstatt die Anlage wieder aufzubauen, errichtete man stattdessen am Fuße des Berges das barocke Schloss Gösting. Heute kann man noch den mehrgeschossigen Bergfried mit dem kleinen Museum, die dreigeschossige Burgkapelle, Teile der Oberen Burg und Reste des mauerumgürtelten Fünfeckturms besichtigen.
Kleindenkmäler zur Erinnerung an das mittelalterliche Leben
Die Burgruine Gösting ermöglicht einen hervorragenden Einblick in die Bauweise festungsartiger Höhenburgen in Österreich. Hier ist noch so einiges zu sehen, das jedes Historikerherz höher schlagen lässt. Neben den bereits oben erwähnten Resten von Bauwerken, finden sich auch kleinere Objekte, die ebenfalls eine wichtige Bedeutung für die Bewohner einer Burg hatten. Das waren im Fall der Burg Gösting nicht immer die Burgherren selbst, sondern meistens Verwalter, Burggrafen, Pfandinhaber oder Pächter.
Vor etwaigen Eindringlingen schützten sie sich nicht nur durch die heute nur mehr teilweise intakte, mächtige, zinnenbekrönte Festungsmauer, sondern auch durch eine Zugbrücke über einen Graben, die heute beide verschwunden sind. Zur Wasserversorgung, eines der größten Probleme einer Höhenburg, diente die nach wie vor sichtbare Zisterne, mit der man das Regenwasser sammeln konnte, denn ein Grundwasserbrunnen ist in dieser Höhe natürlich undenkbar.
Sichtbar sind noch das sogenannte Knappenhaus, die Innenmauern des Palas und die ehemaligen Kanonenbasteien. In der dreigeschossigen Burgkapelle, die der Mutter von Maria, der Heiligen Anna, geweiht ist, finden nach wie vor Gottesdienste statt. Während der Reformationszeit wurden hier sogar Gottesdienste beider Konfessionen abgehalten. Auch den mehrgeschossigen Bergfried, der noch einen Kamin beherbergt, und das dort untergebrachte Burgmuseum kann man besuchen.
Beim Besuch des Turms mit seinen fast zwei Meter dicken Steinmauern ist es übrigens immer ratsam, ein langärmliges Kleidungsstück zu tragen, da es dort auch in den Sommermonaten sehr kühl werden kann. Dadurch bekommt man ein gutes Gefühl dafür, wie unbequem das Leben in so einer Burg war, denn meistens gab es nur einen mit Kaminfeuer beheizten Raum. Auf der Aussichtsplattform am Dach, wo einst die Wachen ihren Aussichtsposten hatten, öffnet sich schließlich ein einzigartiges Panorama über das oststeirische Hügelland.