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Herz-Jesu-Kirche Graz

Ob Südamerika, Asien oder Europa, die meisten Kirchen unter dem Patrozinium des Heiligen Herzens Jesu wurden im 19. und 20. Jahrhundert erbaut. So auch die neugotische Herz-Jesu-Kirche in Graz.

Die Besonderheit des eindrucksvollen Kirchenbaus im Stadtteil St. Leonhard liegt im wunderschönen Backsteinstil, mit dem die weithin sichtbare Fassade gestaltet wurde und den man sonst hauptsächlich von norddeutschen Kirchen kennt. Bögen, Türme, Maßwerkfenster und Arkaden sind in weißer Farbe gehalten, die sich von den hellbraunen Backsteinen abhebt und der Kirche je nach Sonneneinstrahlung einen besonderen Glanz verleiht. Das Gotteshaus inmitten der benachbarten Gründerzeit-Villen hat eine ganz eigene energetische Ausstrahlung und Atmosphäre.

Wo finde ich die Herz-Jesu Kirche?

  • Sparbersbachgasse 58
  • 8010 Graz

Ein Produkt der Romantik

Als die Herz-Jesu-Kirche in Graz um 1880 geplant wurde, hatte der damalige Fürstbischof Johann Baptist Zwerger zuerst ein Gotteshaus nach dem Vorbild der Votivkirche in Wien im Sinn, die weltweit zu den bedeutendsten neugotischen Sakralbauten zählt.

Aus Kostengründen entschied man sich schließlich für ein neugotischen Backsteingebäude, mit dessen Planung man einen gebürtigen Grazer, den Architekten Georg von Hauberrisser, beauftragte. Er hatte sich bereits einen Namen als Planer des Münchner Rathauses gemacht.

Ganz im Sinne der Romantik, die zu dieser Zeit das gesamte Kulturgeschehen beeinflusste, wurde die Herz-Jesu-Kirche im Stil der Neugotik errichtet. Das bedeutet, man griff bewusst auf die Architektur und Formensprache des Mittelalters zurück und verstärkte diese zusätzlich. So entstanden die filigran gestalteten Türmchen, das kunstvolle Maßwerkfenster über dem Eingangsportal und die zahlreichen Spitzbögen.

Das monumentale Erscheinungsbild entstand durch den Bau von zwei Geschossen, das heißt, es gibt eine Unterkirche, auf die eine Oberkirche aufgesetzt wurde. Der mächtige Südwestturm mit dem weit in den Himmel ragenden Spitzdach ist mit 109,6 Metern nach den Türmen des Stephansdoms in Wien und des Linzer Mariä-Empfängnis-Dom der dritthöchste Kirchenturm in Österreich.

Oh Freude schöner Götterfunken!

Im Innenraum der sogenannten Wegkirche, in der alles auf den Baldachin-Hochaltar ausgerichtet ist, wird man von einer lichtdurchfluteten Halle begrüßt, die von kunstvoll gestalteten Pfeilern und einem eindrucksvollen Netzrippengewölbe umrahmt wird. Das weiße Erscheinungsbild und die farbigen Kirchenfenster verleihen dem Gotteshaus ein noch freundlicheres Ambiente.

Die Glasfenster zählen zu den wenigen erhaltenen Beispielen neugotischer Glaskunst in Österreich. Das Bildprogramm der Fresken und der 10 Seitenaltäre ist dem Erlöser und seinem für die Menschen geöffneten Herzen gewidmet. Einen Großteil der Wandgemälde entstand durch den aus Wien stammenden Historienmaler und Illustrator Karl Karger, der für seine detailreichen Illustrationen bekannt war. Zu seinen Lieblingsmotiven zählten Straßenszenen, Feierlichkeiten und typische Szenen aus dem Volksleben. Unter anderem malte er den Festzug zur Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares und war als Illustrator für Goethe tätig.

Die 12 Gemälde in der Kirche zeigen Darstellungen aus dem Leben Christi, die mit seiner Geburt beginnen und mit seinem Tod am Kreuz enden. Zusätzlich finden sich in den Seitennischen der Kirche 14 Kupfertafeln von Josef Kastner, die den Kreuzweg darstellen. Ein Großteil der Skulpturen wurde vom steirischen Bildhauer und Holzschnitzer Hans Brandstetter geschaffen.

Wozu gibt es eine Unterkirche?

Die Unterkirche ist ähnlich einer Krypta über eine Stiege erreichbar. Sie dient allerdings nur einer Person als Ruhestätte und das ist Fürstbischof Johann Baptist Zwerger. Das für ihn vom Bildhauer Hans Brandstetter gestaltete Grabmonument aus Carraramarmor zeigt ein detailreiches Portraitrelief des Bischofs.

Die restliche Unterkirche ist wie ein ganz normaler Kirchenraum mit Altar und Sitzbänken gestaltet. Auf dem schlichten Altar sind die armen Seelen abgebildet, denen dieser Kirchenraum geweiht ist. Hier werden regelmäßig Gottesdienste für die armen Seelen abgehalten. Von der Unterkirche, die aufgrund einer Senke nicht direkt in den Erdboden eingebaut wurde, öffnet sich ein malerischer Arkadenhof mit einem Park.

An diesen schließt sich der ebenfalls im Stil der Romantik erbaute Pfarrhof an. Regelmäßig werden in der Kirche neben den üblichen Gottesdiensten auch verschiedene kulturelle Veranstaltungen organisiert, darunter Ausstellungen, bei denen die verborgenen Schätze des Gotteshauses präsentiert werden, Swing-Chorkonzerte und sogar poppige Gitarrenkonzerte.