Schauspielhaus Graz – Spielplanpräsentation 2024/25
Am 20., 21. und 22. September startet die Spielzeit mit einem Premieren-Triple
Die gefeierte Regisseurin Ewelina Marciniak adaptiert Ottessa Moshfeghs internationalen Bestseller-Roman »Mein Jahr der Ruhe und Entspannung« als österreichische Erstaufführung auf der Bühne des Schauspielhauses. Am Tag darauf folgt im Schauraum noch pünktlich zum Kafka-Jahr mit »Kafka|Heimkehr« ein Theaterprojekt, das in der Fassung von Andrea Vilter und in der Regie von Jan Philipp Gloger Auszüge aus Briefen, Tagebucheinträgen und literarischen Werken des Autors zu einem atmosphärisch dichten Abend verwebt. Den Abschluss des fulminanten Eröffnungswochenendes bildet die Uraufführung des Auftragswerkes »Chronik der laufenden Entgleisungen« in dem sich der vielfach ausgezeichnete österreichische Theaterautor Thomas Köck mit dem fortschreitenden Rechtsruck des Landes auseinandersetzt. Die Uraufführung in der Regie von Marie Bues entsteht als Koproduktion mit dem Schauspielhaus Wien und in Kooperation mit dem steirischer herbst.
Die in Andrea Vilters erster Spielzeit erfolgreich gestartete Programmlinie »Kanonerweiterung« wird fortgesetzt und verstetigt. Auch in der neuen Saison kann das Schauspielhaus mit einer spannenden Wiederentdeckung aufwarten. Das zu Anfang des 20. Jahrhunderts viel gespielte und dann in Vergessenheit geratene Stück »Rutherford und Sohn« der britischen Autorin Githa Sowerby wird in einer eigenen Neuübersetzung zur österreichischen Erstaufführung gebracht. Der ungarische Regisseur Jakab Tarnóczi inszeniert das packende Familiendrama über Herkunft, Erbe und Klassismus in einem bestechend gegenwärtigen Setting.
Im Sinne der Kanonverstetigung setzt das Schauspielhaus seine Beschäftigung mit der (u.a. in Graz) erfolgreich wiederentdeckten, bedeutenden österreichischen Dramatikerin Maria Lazar fort und bringt ihre Antikriegs-Komödie »Die Hölle auf Erden« in einer Inszenierung von Katrin Plötner zur Premiere.
Einen zeitgenössischen Zugriff auf den klassischen Dramenkanon nimmt die aus der aktuellen Spielzeit bekannte Regisseurin und Autorin Rebekka David mit ihrem Projekt »Immer noch hier«. Ausgehend von großen klassischen Theaterfiguren wie King Lear oder Molières „Geizigem“ fragt sie kritisch-humorvoll danach, warum es in unserer Gesellschaft nur so wenige positive Entwürfe für das Altern und den letzten Lebensabschnitt gibt.
Eine weitere Klassikerposition, Lessings „Minna von Barnhelm“, übernimmt Ulrike Arnold, die sich in der laufenden Saison mit Johann Nestroys „Der Zerrissene“ als ebenso kluge wie originelle Komödienregisseurin präsentierte.
Der österreichische Regisseur Felix Hafner ist am Schauspielhaus Graz durch seine stets ausverkaufte Serie „I am from Austria“ ebenfalls gut bekannt und inszeniert in der nächsten Saison mit Sandy Lopičić als musikalischem Leiter, das rasant-witzige Cancel-Culture-Musical »Slippery Slope« von Yael Ronen und Shlomi Shaban.
Auch Matthias Rippert konnte sich mit der großen Opern-Koproduktion von Molières „Bürger als Edelmann“ dem Grazer Publikum bereits vorstellen und setzt mit seiner Inszenierung von Nestroys Klassiker »Der böse Geist Lumpazivagabundus« den Schlusspunkt der Spielzeit.
Auch das Künstler:innenkollektiv F. Wiesel wird seine Arbeit als Artists in Residence am Schauspielhaus Graz fortsetzen. Neben ihrer Tätigkeit der partizipativen Vermittlungs- und Forschungsarbeit zu digitalen Theaterformen werden Hanke Wilsmann und Jost von Harleßem das im März 2025 (19. – 22.03.) zum zweiten Mal stattfindende »Digithalia – Festival für virtuelle Theaterformen« kuratieren.
Zuvor erarbeiten sie außerdem erstmals eine Arbeit auf der großen Bühne des Schauspielhaus Graz: Der mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichnete Coming of Age-Roman »Echtzeitalter« des österreichischen Autors Tonio Schachinger lässt aus jugendlicher Perspektive eine Welt zwischen Schulalltag und Gaming lebendig werden. In der Grazer Uraufführung bringen F. Wiesel den Text gemeinsam mit Regisseur Timon Jansen konsequent in einer von Puppen- bis Computerspiel medienübergreifenden Inszenierung auf die Bühne.
Im Schauraum werden im Verlauf der kommenden Spielzeit die beiden zeitgenössischen Theatertexte »Rabatt« von Nora Abdel-Maksoud in der Regie von Basil Zecchinel und Roland Schimmelpfennigs Antikenbearbeitung »Iokaste« in einer Inszenierung von Anne Bader jeweils zu ihrer österreichischen Erstaufführung gebracht.
Ausgehend vom 10. Jahrestag des Amoklaufs in der Grazer Innenstadt wird das in Graz ansäßige Theaterkollektiv „Planetenparty Prinzip“ mit dem Projekt »Im Rückspiegel« Formen kollektiver Erinnerung performativ untersuchen.
Das umfassende Vermittlungsprogramm und Partizipationsangebot wird weiter ausgebaut: Dazu zählen u.a. Einführungen zu ausgewählten Vorstellungen über die Abo-Termine hinaus, Diskussionsveranstaltungen und Nachgespräche. Zudem ist das Publikum eingeladen, in diversen Schau- und Spielclubs am regen Leben des Schauspielhaus Graz teilzunehmen. Auch vielfältige Kooperationen mit Grazer Schulen und Universitäten werden fortgesetzt.
Seit der Spielzeit 2023/24 verstärkt das Schauspielhaus Graz seine Bemühungen um Inklusion und Barrierefreiheit. Seitdem bietet es erstmalig für ausgewählte Vorstellungen Live-Audiodeskription an. In der kommenden Spielzeit wird dieses Angebot technisch optimiert und im Umfang ausgebaut. Zudem werden sprachübergreifende Angebote, u.a. durch Übertitel weiter forciert. Das Musical »Slippery Slope« wird in deutscher und englischer Sprache sowohl zu hören als auch entsprechend übertitelt sein. Außerdem sind Übertitel in weiteren Sprachen geplant, wie z.B. B/K/M/S (Bosnisch/Kroatisch/Montenegrinisch/Serbisch). Das Schauspielhaus Graz setzt seine Zusammenarbeit mit dem inklusiven InTakt-Festival fort, bleibt Kooperationspartner der Akademie LebensGroß und startet im Herbst einen inklusiven Spielclub, der sich in der Spielzeit 2025/26 zu einem Aufführungsprojekt mit Premiere im Schauraum entwickelt wird.