Kalvarienberg Graz
Wo finde ich den Grazer Kalvarienberg bzw. die Kalvarienbergkirche?
Er liegt im Grazer Stadtbezirk Lend im Gebiet der ehemaligen Aulandschaft der Mur, weshalb der schroffe Felsen auch als Austein bezeichnet wird.
Was hat der Teufel mit der Entstehung des Kalvarienberges zu tun?
Laut einer historischen Sage soll der Teufel einst einen riesigen Felsen auf Graz geschleudert haben, da ihn die Bewohner der Stadt in einer „geschäftlichen“ Angelegenheit überlistet hatten.
Konkret war es um die versprochenen Seelen gegangen, die er im Gegenzug für die Aufstockung des Grazer Berglandes erhalten sollte. Da am Tag, als der Teufel mit dem Felsen die Stadt erreichte, gerade ein kirchlicher Feiertage begangen wurde und durch dieses Ereignis alle Seelen vor ihm geschützt waren, warf er den Felsen wutentbrannt auf die Stadt. Dabei zersprang dieser in mehrere Teile, wovon einer den Schloßberg und einer den Kalvarienberg bildete.
Geologisch gesehen handelt es sich bei diesem Austein um grünes Schiefergestein, der mitten in der Aulandschaft der Mur liegt. Deshalb gab es hier auch keine frühen Siedlungstätigkeiten. Erst ab dem 17. Jahrhundert, nachdem die Aulandschaft und der Austein in den Besitz der Jesuiten gekommen waren, entstanden dort auch erste Wohnhäuser. Heute wird dieses Gebiet zum Grazer Stadtbezirk Lend gerechnet und ist dicht mit Wohnanlagen besiedelt.
Ein Anziehungspunkt der Volksfrömmigkeit
Während der Gegenreformation war der Kalvarienberg auch ein wichtiges Instrument der katholischen Kirche, um die Bevölkerung wieder auf den „richtigen“ Weg zu führen. Bereits davor hatte eine Art Leidensweg existiert, von dem es allerdings heute keine Überreste mehr gibt. Regelmäßig wurden Buß-Prozessionen entlang dieser sogenannten Via Dolorosa, der Schmerzensstraße beziehungsweise der Leidensstraße, organisiert.
Laut Aufzeichnungen soll der Kalvarienberg innerhalb kürzester Zeit von Pilgern regelrecht überschwemmt worden sein – allein bei der Errichtung der Heiligen-Grab-Kapelle im Jahr 1654 waren um die 6000 Wallfahrer dabei. Über die Jahrhunderte wurden die Kapellen und Grotten regelmäßig erweitert und neuen Heiligen geweiht, so entstand aus der Ölbergkapelle die Kalvarienbergkirche, aus der Rosaliakapelle die heutige Dismaskapelle und im 19. Jahrhundert kam noch die Kapelle für den Brückenheiligen Johannes Nepumuk hinzu. Das Geld dafür stammte von den zahlreichen Spenden der Bürger, Adeligen, Kaufleute und Pilger, aber auch aus kaiserlichen Schatullen. Zum Beispiel ist eine hohe Spendensumme durch Kaiser Leopold I. überliefert.
Ein paar Besonderheiten am Grazer Kalvarienberg
Durch die spendablen Pilger und Wallfahrer, die den Kalvarienberg über die Jahrhunderte besucht haben, konnte die Anlage immer mehr ausgebaut und kunstvoll gestaltet werden. Dadurch entstanden so prächtige Bauwerke, wie die barocke Kalvarienbergkirche mit der filigranen Fassadenbühne und mit der Kopie der Heiligen Treppe, auf der Jesus zu Pontius Pilatus gebracht worden war.
Die Kalvarienbergkirche steht am Fuße des Kalvarienberges und soll den Bußgänger auf den vor ihm liegenden Kreuzweg vorbereiten. Um das noch zu unterstreichen, mussten die Pilger die Heilige Treppe einst auf den Knien erklimmen. Am Ende der Treppe wird man auf der Fassadenbühne von einer Figurengruppe erwartet, die Pontius Pilatus und Jesus darstellen. Aufgrund des Ausrufs „Ecce Homo!“ (Siehe, der Mensch!), den Pilatus laut dem Johannesevangelium getätigt haben soll, wird die Fassadenbühne auch als Ecce-Homo-Bühne bezeichnet. Auf dem Kreuzweg zur imposanten Kreuzigungsgruppe passiert man mehrere Kapellen, Grotten, Bildstöcken und Martersäulen, die von verschiedenen Künstlern gestaltet wurden. Darunter die Geißelungskapelle, die Maria-Magdalena-Kapelle, die Beweinungskapelle, die Petrusgrotte und die Kreuzfallkapelle.
Eine Besonderheit sind die kunstvollen, schmiedeeisernen Gitter der Kapellen, die mit ihren phantasievollen Formen den Übergang vom Manierismus in die Zeit des Barock anzeigen. Wunderschön sind auch die zahlreichen Figurengruppen, die den Weg säumen und in den Kapellen aufgestellt sind, wie zum Beispiel die drei Marien vor der Mariatrosterkapelle. Am höchsten Punkt des Austeins wurde die Kreuzigungsgruppe aus lebensgroßen Sandsteinfiguren und einem vergoldeten Jesus errichtet. Von hier hat man einen einzigartigen Ausblick über Graz.