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Fuchs Kirche – Pfarrkirche St. Jakob – Thal

Etwa fünf Kilometer westlich der Innenstadt von Graz steht eine ganz besondere Kirche, die es sonst nirgends auf der Welt in dieser Form gibt: Die Pfarrkiche Thal in der gleichnamigen Marktgemeinde.

Ein Bauwerk, welches polarisiert. Die Ernst-Fuchs-Kirche in Thal bei Graz gefällt, oder gefällt nicht. Japanische Touristen sollen das Gotteshaus als „verrückt“ bezeichnet haben, Schauspieler und Reiseblogger Michael Schottenberg bezeichnete die Kirche gar als „Scheußlichkeit“ und „Grauen“ in einer ORF 2 Vorabendsendung. Jedes Jahr kommt jedenfalls eine Vielzahl an Touristen aus aller Welt, um das sakrale Bauwerk zu bewundern.

Wo finde ich die Ernst-Fuchs-Kirche

Die Kirche befindet sich im Zentrum von Thal bei Graz. Vom Grazer Hauptplatz ist die Kirche etwa 10 Kilometer entfernt, vom Thalersee knapp 2 Kilometer.

Die ehemalige Taufkirche von Arnold Schwarzenegger, dem berühmtesten Thaler Sohn, ist ein einmaliges Gesamtkunstwerk aus historischen und zeitgenössischen Elementen. Ursprünglich handelte es sich bei der Pfarrkirche um eine kleine Friedhofskapelle, die seit dem Jahr 1618 dem heiligen Sebastian geweiht war.

Da der heilige Sebastian als Pestheiliger verehrt wurde, geht man heute davon aus, dass es sich um einen Pestfriedhof gehandelt haben muss. Die Marktgemeinde Thal begann rasch zu wachsen und es fehlte an einer adäquaten Pfarrkirche. Deshalb baute man die Kapelle immer mehr aus, bis diese schließlich im Jahr 1772 zur Pfarrkirche erhoben und gleichzeitig dem heiligen Jakobus geweiht werden konnte.

Deshalb wird die Pfarrkirche Thal auch als Pfarrkirche hl. Jakobus des Älteren bezeichnet. Der heilige Jakobus ist einer der weltweit bekanntesten Heiligen, Schutzpatron vieler Städte, sogar des gesamten Landes Spanien sowie der Pilger, der Krieger, der Arbeiter, der Apotheker und für das Wetter. Berühmt ist der ihm gewidmete, bereits im 11. Jahrhundert erstmals erwähnte Jakobsweg zu seinem Grab im spanischen Santiago de Compostela. Seit dem Jahr 2010 ist die Pfarrkirche Thal der Ausgangspunkt des Jakobswegs in der Weststeiermark. Der gesamte Kirchenkomplex steht heute unter Denkmalschutz und wird vom Dekanat Graz-West der Stadtkirche Graz betreut.

Wie zwei Füchse der Pfarrkirche Thal ein neues Gesicht schenkten

Im Jahr 1987 erhielt der damalige Bischof Johann Weber von der Diözese Graz-Seckau die Zusage für einen teilweise Neubau bzw. eine Neugestaltung der Kirche, durch welche die historischen mit den neuen Elementen verbunden werden sollten, aber trotzdem etwas ganz Neues ergeben würden.

Den Auftrag für diese einschneidende Umgestaltung haben zwei bekannte österreichische „Füchse“ erhalten: Zum einen der Architekt Manfred Fuchsbichler, der sich auf denkmalgeschützte Bausubstanz spezialisiert hat, zum anderen der im Jahr 2015 verstorbene Maler Ernst Fuchs, einem Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, der für seine farbenprächtigen Kunstwerke bekannt ist.

Die Pfarrkirche Thal war nicht der einzige kirchliche Auftrag von Ernst Fuchs, denn er gestaltete beispielsweise eine Seitenkapelle der Pfarrkirche St. Egyd in der Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt und das Rosenkranz-Triptychon in der Pfarrkirche Hetzendorf in Wien Meidling. Auch Manfred Fuchsbichler hatte bereits mit anderen bekannten Künstlern und Kollegen zusammengearbeitet, wie mit Friedensreich Hundertwasser an der St. Barbara Kirche im steirischen Bärnbach. Gemeinsam schufen die beiden Ausnahme-Phantasten zwischen den Jahren 1992 und 1994 einen vollkommen neuartigen Kirchenkomplex, der die Menschen in seinen Bann zieht.

Beeindruckende Lichteffekte und phantastische Farben bringen Besucher zum Staunen

Schon das Äußere der Pfarrkirche Thal ist beeindruckend. Die drei riesigen, unterschiedlich spitzen Satteldachkonstruktionen, die fächerförmig über einem trapezförmigen Grundriss angeordnet sind, glitzern in der Sonne wie ein kostbarer Kristall. Das Material, patinierte Kupferbleche, wurde farblich an das historische Hauptschiff mit dem türkisfarbenen Dach angeglichen, das teilweise mit glitzernden Kiesapplikationen geschmückt ist. Davor ragt der alte Turm in altrosafarbenem Anstrich mit seinem markanten Spitzhelm in die Höhe.

Die mächtigen Eingangstore, die mit den Symbolen Alpha und Omega sowie mit gekreuzten Schlüsseln und dem Christusmonogramm versehen sind, bestehen aus Glas und werden mit widderhornförmigen Griffen geöffnet. Durch sie betritt man einen nahezu unwirklichen Innenraum, der den Besucher in eine farbenprächtige Phantasiewelt entführt. Der nach oben hin offene Dachstuhl ist mit Regenbogen geschmückt und die Wände zeigen überlebensgroße Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament, wie die Verklärung des Herrn mit Moses auf dem Berg Tabor, die Berufung des heiligen Jakobus am See und die Jakobsmuschel. Dieses auch als Pilgermuschel bezeichnete Symbol ist ein immer wiederkehrendes Motiv in der gesamten Kirche.

Das Paradies auf Erden

Der Altar besteht aus türkisfarbenem Kristallglas, das von der Firma Swarovski gestiftet wurde. Hinter und vor dem Kristallaltar sind Reliquien des heiligen Sebastian beigesetzt, dem Kirchenpatron der vorherigen Friedhofskapelle. Im alten Kirchenraum steht hingegen noch der im Stil der Neorenaissance gestaltete Hochaltar. Auch die Sitzbänke für die Gläubigen zeigen ein vollkommen anderes Erscheinungsbild, als man es von traditionellen Kirchenbauten gewohnt ist. Sie sind mit türkisfarbenem Samt überzogen und mit glitzernden Applikationen geschmückt.

Der mit runden Steinen gepflasterte, unebene Boden soll das Auf und Ab bei der Beschreitung eines Pilgerweges symbolisieren. Da der Maler Ernst Fuchs jüdischer Abstammung war, finden sich immer wieder jüdische Motive, wie die zwei Widdergriffe an den Glastüren, da der Widder eines der beliebtesten Opfertiere des biblischen israelitischen Volkes darstellte.

Die Intention von Ernst Fuchs war die Abbildung eines farbenprächtigen Paradieses, das durch die vom Tageslicht durchströmten Dachgauben und Kristallglaselemente in der Dachkonstruktion mit wechselnden Lichteffekten eine immer neue Stimmung in den Menschen hervorruft.

Wiener Schule des phantastischen Realismus

Der Künstler Ernst Fuchs schuf ab Mai 1992 aus in Symbiose mit der alten Pfarrkirche in Thal dieses architektonische Gesamtkunstwerk in Stil der Wiener Schule des phantastischen Realismus. Die Außenansicht der Kirche hat sich komplett verändert. Neben der alten, kleinen Kirche, welche erhalten und integriert ist, hat das Bauwerk nun drei unterschiedlich große Dächer, welche über dem trapezförmigen Räumlichkeiten verlaufen. Der Kirchturm der alten Kirche ist ebenfalls erhalten, trägt einen Spitzhelm, das alte Friedhofskreuz ist am Turm angebracht.

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