Österreichs erstes Queeres Community Center „feel free” in Graz eröffnet!

Der Verein RosaLila PantherInnen eröffnete am  18. April 2023 das österreichweit erste queere Community Center in der Annenstraße in Graz. Das Community Center stellt einen Safer Space für LGBTQIA* Personen dar. Darüber hinaus ist das Community Center ein Treffpunkt für alle. In den konsumfreien Räumlichkeiten werden zukünftig die kostenlosen psychosozialen Beratungsmöglichkeiten des Vereins, aber auch ein Cafébetrieb und zahlreiche Veranstaltungen stattfinden.

Conny Leban-Ibrakovic (ÖVP), Niko Swatek (Neos), Judith Schwentner (Grüne), Joe Niedermayer (RosaLila PantherInnen) und Robert Krotzer (KPÖ) durchschnitten gestern symbolisch die Eröffnungsschleife.

Queeres Community Center in Graz

„Ich engagiere mich nun bereits seit 2013 ehrenamtlich für die RosaLila PantherInnen. Nun, nach 10 Jahren harter Arbeit sind plötzlich Projekte möglich, die wir uns nie träumen hätten lassen. Danke Graz,” erklärt Joe Niedermayer, Vorsitzender der RosaLila PantherInnen.

Bei dem Projekt Community Center handelt es sich um einen queeren Treffpunkt und zusätzlichen Standort der RosaLila PantherInnen in Graz. Der Verein ist die zentrale Anlaufstelle bei LGBTQIA* Themen. Über die letzten Jahre haben sich die Tätigkeiten und Angebote der RosaLila PantherInnen laufend weiterentwickelt. Als Kernkompetenz etablierte sich dabei ein vielfältiges Angebot an Veranstaltungen, Gruppentreffen und psychosozialer Beratung.

Das Ziel der zusätzlichen Räume ist, einen sicheren Ort in der Innenstadt zu bieten, an dem queere Menschen aller Altersgruppen und unterschiedlicher sozialer, ökonomischer, religiöser und kultureller Hintergründe zusammentreffen können. Bei Bedarf kann jederzeit eine kostenlose Peer- und/oder psychosoziale Beratung in Anspruch genommen werden. Neben der Möglichkeit, sich unverbindlich in den Räumlichkeiten aufzuhalten und soziale Kontakte aufzubauen, bilden
diverse Gruppenangebote einen weiteren Eckpfeiler des Community Centers.

Das Community Center, sowie sämtliche Angebote des Vereins, stehen der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung. Finanziert wird das Projekt mit den Einnahmen des Tuntenballs und durch Förderungen der Stadt Graz und dem Land Steiermark.

Öffnungszeiten

Der Regulärbetrieb des Community Centers teilt sich in zwei Sparten auf.

  • Montag bis Freitag ist das Community Center als eine Art „Jugendzentrum” von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
  • Donnerstag und Freitag von 17 bis 21 Uhr und Samstag von 11 bis 21 Uhr gibt es zudem einen Cafébetrieb.
  • Rund um die Woche werden zudem Gruppentreffen und Veranstaltungen zu spezifischen Zeiten stattfinden. Nähere Termininfos gibt es hier: www.feelfree.community

Jungendzentrum für alle bis 22 Jahre

Montag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr verwandelt sich das Community Center in einen konsumfreien Treffpunkt für alle bis 22 Jahre. Neben selbst mitgebrachter Verpflegung wird kostenloses Obst und Wasser zur Verfügung gestellt. Die Kinder und Jugendlichen können das Center als Treffpunkt nützen, um sich auszutauschen oder einfach nur um zu Chillen. Im Center steht auch ein alter Röhrenfernseher mit DVDs und einer Spielkonsole und ein Flipper.

Queer Cafe – All are welcome!

Am Donnerstag, Freitag und Samstag gibt es im Community Center einen Cafébetrieb. Es wird alles einfach gehalten: nur geschlossene Getränke bei der “Bottlebar”, Kaffee und kleine Snacks. Zudem werden an bestimmten Tagen regelmäßig Vorträge, Filmabende, Diskussionen oder andere Veranstaltungen der Community dort stattfinden.

Offen für alle*

Primär richtet sich das Community Center an queere Menschen und deren Angehörige, Freund*innen, Arbeitskolleg*innen und Menschen, die sich aufgeschlossen gegenüber einer diversen Gesellschaft zeigen und dafür eintreten. Der Fokus des Versorgungsangebotes liegt dabei auf dem Raum Graz. Durch bewusste Aufklärungsarbeit sollen aber auch Menschen aus umliegenden Gemeinden und benachbarten Bundesländern und Ländern erreicht werden.

Des Weiteren sollen mit dem Community Center aber auch gezielt Vertreter*innen aus Politik, Medien und Bildungseinrichtungen angesprochen werden. Interessierte sollen die Möglichkeit haben Auskunft und Informationen zum Thema LGBTQIA* von ausgebildetem Fachpersonal zu erhalten und auch Fortbildungen zu besuchen. So kann die Sensibilisierung für LGBTQIA*-Themen und der respektvolle Umgang mit queeren Menschen auch über die Grenzen des Community Centers hinweg in Unternehmen, der Politik und anderen gesellschaftlichen Bereichen erhöht werden.

Ein zusätzlicher Raum für das vielschichtige Angebot

Das Community Center befindet sich in der Annenstraße 27 und gegenüber von dem aktuellen Beratungszentrum feel free der RosaLila PantherInnen. Durch eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr und die Nähe zum Hauptbahnhof wird die Anreise für Personen, die innerhalb und außerhalb von Graz wohnen, erleichtert. Ein weiterer positiver Aspekt durch die Standortwahl ist die (Wieder-)Belebung der Annenstraße.

Die Räumlichkeiten bieten auf ca. 91m² neben zwei großen öffentlichen Räumen, eine Küche mit allen benötigten Geräten und einen Lagerraum. Im hinteren Bereich des Community Centers gibt es einen separaten Beratungsraum mit Arbeitsplatz und WC-Anlagen. Alles ist barrierefrei zugänglich.

Die Nähe zum bereits bestehenden Standort war dem Verein wichtig, da es sich um eine Erweiterung der bestehenden Angebote handelt und nicht um eine zweite Stelle mit gleichem Service. Die bereits bestehenden Räume in der Annenstraße 26 sollen künftig als Büroarbeitsplatz, für Chat-Beratungen und organisatorische Tätigkeiten, sowie inhaltliche Aufgaben genutzt werden.

Warum es ein queeres Community Center braucht

Das Ziel des Community Centers ist, einen Ort zu schaffen, an dem Sicherheit mit der Möglichkeit von Beratung und Begleitung geboten wird und der eine niederschwellige Erreichbarkeit aufweist. Das Community Center soll maßgeblich die Gesundheit, die gesellschaftliche Akzeptanz und die Anti-Diskriminierung von queeren Menschen fördern. Dies geschieht u.a. durch die Angebote der RosaLila PantherInnen.

Beratung

Der Verein bietet erfahrungsbasierte Peer-Beratung auf ehrenamtlicher Ebene an. Dies bedeutet, dass die Berater*innen neben der fachlichen Qualifikation auch ihre eigene Lebenserfahrung einbringen, die sie als offen schwul, lesbisch, bisexuell, queer und/oder trans* lebende Menschen gewonnen haben. Die Anforderungen und Bedürfnisse der Klient*innen sind dabei sehr unterschiedlich. Oft reicht bei den Beratungsgesprächen die Unterstützung in Form von Kontaktvermittlung, sodass soziale Kontakte geknüpft werden können. Andere benötigen kostenlose Information zu rechtlichen, gesundheitlichen, politischen oder gesellschaftlichen Themen.

Neben den ehrenamtlichen Berater*innen besteht das hauptamtliche Team aus Klinischen- und Gesundheitspsycholog*innen, Sozialarbeiter*innen und Erziehungs- und Bildungswissenschaftler*innen. Dadurch ist auch die Möglichkeit einer kostenlosen psychologischen Beratung gegeben. In einem wertfreien und geschützten Rahmen kann über psychische Belastungen gesprochen werden, Stärken gefördert und Handlungsfelder erweitert werden. Alternativ können auch Beratungstermine bei den Sozialarbeiter*innen in Anspruch genommen werden.

Gruppenangebote

Die vielfältigen Projektgruppen der RosaLila PantherInnen schaffen eine niederschwellige Kontaktmöglichkeit und ein soziales Auffangnetz. Sie sind für viele der erste Schritt, um sich mit dem Thema Homo-, Bisexualität und Trans* auseinander zu setzen. In weiterer Folge dient das breite Angebot auch dazu, Kontakte zu pflegen und einfach gemeinsam Zeit zu verbringen.

Informationsmaterialien und Aufklärung

Der Verein ist Herausgeber von Broschüren und Info-Foldern, die kostenlos im Community Center aufliegen. Diese Art der Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung ist wichtig, weil so auch Menschen erreicht werden, die häufig nicht die Möglichkeit bzw. den Mut für ein persönliches Beratungsgespräch haben. Die Broschüren behandeln die verschiedensten Themen und sind in vielen verschiedenen Sprachen verfügbar.


Fotos: Bernhard Schindler 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert