Grazer Burg

Mit dem Bau der Grazer Burg wurde 1438 begonnen, ein Rest des 1453 fertiggestellten Friedrichsbau blieb erhalten. Hier ist die Devise AEIOU von Kaiser Friedrich auf einer Steintafel als Hinweis an den Bauherren zu sehen.

Der Kaiser Maximilan hat die Burg danach in den Jahren 1494/1500 um den Maximiliansbau erweitert. Hier befindet sich die einzigartige Doppelwendeltreppe. Bei Sonnenschein spiegelt die Wendeltreppe (Sandstein) in mehreren Farben. Auch das Burgtor ist noch erhalten. Das Land Steiermark hat 1950 neue Amtsgebäude errichtet, der Komplex der Grazer Burg ist heute Sitz der steirischen Landesregierung. In einem Zwischenhof gibt es eine Ehrengalerie mit Büsten berühmter Steirer. Erreichbar ist die Grazer Burg über den Hauptplatz/Sporgasse (Nähe Stadtpark bzw. Schauspielhaus.)

Wo finde ich die Grazer Burg?

  • Hofgasse 15
  • 8010 Graz

Geschichte der Grazer Burg

Die Mauern der Grazer Burg, die im Osten der Altstadt am Rande des Stadtparks unterhalb des Schlossberges liegen und einst in die Stadtmauern integriert waren, haben eine bewegte Geschichte hinter sich.

  • 1438 wurde das imposante Gebäude am Gelände eines ehemaligen Meierhofes als Adelssitz vom Habsburger Friedrich V. errichtet, der zu dieser Zeit Herzog der Steiermark war und später als Kaiser Friedrich III., Vater von Kaiser Maximilian I., in die Geschichte einging.
  • Als Graz Mitte des 16. Jahrhunderts zur Hauptstadt Innerösterreichs erhoben wurde, baute man die Burg zum Sitz der innerösterreichischen Erzherzöge aus.
  • Erst unter Kaiser Ferdinand II., der mit seinen Gefolgsleuten seit seiner Kaiserkrönung 1619 vorwiegend in Wien weilte, verlor der Bau schließlich an Bedeutung. Trotzdem ließ sich Kaiser Ferdinand II. im nahegelegenen, prächtigen Mausoleum beisetzen, das neben dem Mausoleum Ruprechts von Eggenberg im steirischen Ehrenhausen zu den schönsten Beispielen des Manierismus in Österreich zählt.
  • Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile der Burg schwer beschädigt und anschließend wieder aufgebaut. Außerdem fügte man einige Neubauten hinzu, die als Neue Burg bekannt sind. Heute beherbergen die ehrwürdigen Gemäuer der Grazer Burg wieder die Landesverwaltung und sind Sitz des Landeshauptmanns.

Was kann man in der Grazer Burg besichtigen?

Da einige Trakte der zwei- bis viergeschossigen Burg Amtsbüros der steirischen Landesregierung und des Landeshauptmanns beherbergen, können nur Teile der Burganlage besichtigt werden.

Bereits Außen sieht man das eindrucksvolle Burgtor, das im 16. Jahrhundert vom italienischen Baumeister Domenico dell’Allio im Stil der Spätrenaissance erbaut wurde. Er war es auch, der die damaligen, bereits desolaten, mittelalterlichen Stadtmauern von Graz erneuerte und zu einer umfassenden Verteidigungsanlage mit Bollwerken, einer mächtigen Wallanlage und Toren ausbaute.

Da Domenico dell’Allio auch für den Ausbau der Stadtmauern von Klagenfurt am Wörthersee zuständig war, ähnelte sich der Grundriss der beiden Städte zu dieser Zeit. Den reichen Renaissanceschmuck hat das Stadttor allerdings mittlerweile verloren und wird nun mit einer rechteckigen Rustikarahmung umschlossen, während die Torflügel mit den Eisenbeschlägen noch aus der Bauzeit stammen.

Im sogenannten Maximilianstrakt befindet sich eine Wagendurchfahrt, welche die zwei Burghöfe der Anlage miteinander verbindet. Oberhalb der Tordurchfahrt ist eine Steintafel aus dem Jahr 1453 sichtbar, die Friedrichs Devise A.E.I.O.U. trägt, über dessen genaue Bedeutung die Historiker noch heute rätseln. Auch seine Frau Kaiserin Eleonore Helena von Portugal wurde hier mit einem reliefierten Steinwappen verewigt.

Doppelwendeltreppe

Im Südwesten des Maximilianbaus steht ein später angefügter viergeschossiger Treppenhausturm mit einer Doppelwendeltreppe bzw. Zwillingswendeltreppe (unter den Grazer auch Busserltreppe genannt), die einem durch ihre zwei gegenläufigen Treppen fast wie eine optische Täuschung vorkommt. Beeindruckend ist ihre detaillierte Ausführung und die Gewagtheit ihrer Konstruktion.

Ein detaillreiches Gesamtkunstwerk

Der Gebäudekomplex besteht aus mehreren Trakten, in denen es so viele Kleinigkeiten aus verschiedenen Epochen zu entdecken gibt, dass man damit leicht einige Seiten füllen könnte.

Angefangen bei mit Friesen sowie Stuckaturen verzierten Torbögen und detailreich von Steinmetzen gestalteten Treppenaufgängen, über die Reste von idyllischen Säulengängen, Arkadengängen und kunstvoll strukturierten Gewölben, bis hin zu historischen Kachelöfen und Biedermeier-Möbeln, lässt das Gebäude jedes Historikerherz höher schlagen.

Ganz zu schweigen von den bemalten Wandnischen, den mit Sgraffiti verzierten Bogenzwickeln und den Seccomalereien. Im zweiten Burghof, der durch den Bau der Neuen Burg entstanden ist, wurde 1959 von mehreren Künstlern eine „Steirische Ehrengalerie“ eingerichtet. Zu Ehren verschiedener berühmter steirischer Söhne und Töchter stehen hier rund 12 Marmorbüsten, darunter für den in Graz geborenen Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach, für den Schriftsteller und Dichter Peter Rosegger und für Anna Plochl, der Ehefrau von Erzherzog Johann.

Pläne: Besucherzentrum und Museum in der Grazer Burg

Im Rahmen des ambitionierten „Masterplan Grazer Burg“ wird ein umfassendes Restaurierungs- und Adaptierungsprogramm umgesetzt, um den historischen Ort für Besucher attraktiver zu machen und seine vielfältigen Funktionen zu erweitern.

Die Renaissancehalle im Karlstrakt, bisher als Lager genutzt, soll saniert werden und als Empfangs- sowie Informationszone dienen. Die Burgkapelle, Dreisäulenhalle und Einsäulenhalle im Friedrichstrakt werden restauriert, um dort die Geschichte von Graz als Residenzstadt zu präsentieren.

Im Registraturtrakt sind Sanierungen geplant, um die Landespolitik und -geschichte seit 1918 sowie aktuelle politische und gesellschaftliche Themen aufzuzeigen; zusätzlich entstehen Multifunktionsräume für Diskussionsforen.

Der erste Burghof wird neu organisiert, um seine Funktion als Veranstaltungs- und Repräsentationsort zu stärken, inklusive Verkehrsberuhigung und neuer Bodengestaltung. Der zweite Burghof wird zu einem „grünen Hof“ mit geringerer Bodenversiegelung umgestaltet, der neben einer neuen Empfangs- und Gartenzone auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann. Unter diesem Hof entstehen Lager- und Haustechnikflächen sowie eine E-Ladestruktur. Der dritte Burghof wird ebenfalls neu gestaltet, mit reduzierter Bodenversiegelung und erweiterter Begrünung für Freiluftveranstaltungen. Der Baustart ist für 2023 geplant, die Fertigstellung soll innerhalb von fünf bis sechs Jahren erfolgen, bei Gesamtkosten von ca. 30 Millionen Euro, die zur Hälfte vom Bund getragen werden.

Im Rahmen einer Führung durften wir uns die Räumlichkeiten noch vor der Restaurierung und die Pläne anschauen.

Welche Sehenswürdigkeiten liegen in der Nähe?

Die Grazer Burg liegt in einem Gebiet der Altstadt, das aus mehreren historisch interessanten Gebäudekomplexen besteht und deshalb als Stadtkrone von Graz bezeichnet wird.

Dazu zählen unter anderem der Grazer Dom, das Mausoleum Kaiser Ferdinands II., das ehemalige Jesuitenkollegium, der Domherrenhof und die Katharinenkirche. Ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Stadtbewohner ist der ausgedehnte Stadtpark, der direkt an die Grazer Burg angrenzt und ursprünglich als Burggarten diente.

Der sogenannte Lustgarten wurde 1869 auf der einstigen Wallerhebung vor den Stadtmauern im Stil eines Englischen Gartens angelegt und war damals größer, als heute. Maria Theresia hatte einige Teile des Grundstücks an die Steirischen Landstände abgetreten, die dort das Grazer Schauspielhaus errichten ließen.

Heute durchziehen die gepflegte Parkanlage mehrere Spazier- und Radwege, die mit Parkbänken, Brunnen, Denkmälern und Statuen gesäumt sind. Im Forum Stadtpark, einem modernen Kunst- und Kulturhaus mitten in der größten Grünanlage der Stadt, werden ganzjährig bis zu 150 Veranstaltungen und Ausstellungen organisiert.