Kunsthaus Graz

Im Jahre 2003, als Graz das „Amt“ der europäischen Kulturhauptstadt innehatte, wurde das Kunsthaus fertiggestellt und zählt seitdem zu einem weiteren Wahrzeichen unserer Stadt. Bereits auf den ersten Blick hebt sich das topmoderne Gebäude deutlich von seiner Umgebung ab – „a friendly alien“ ist in vielerlei Hinsicht anders. Doch gerade dieses Gegenspiel der Elemente verhilft dem Gebäude zu seinem besonderen Reiz und macht es somit nicht nur in seinem Inneren zu einem Ort, dem man unbedingt einen Besuch abstatten sollte.
Das Grazer Kunsthaus am Abend
Das Grazer Kunsthaus am Abend

Geschichte und Wissenswertes zum Kunsthaus Graz

Wie ein riesiger, schwarzer Ballon mit Noppen erhebt sich der futuristische Bau des Grazer Kunsthauses über die Dächer der Altstadt. Direkt am Lendkai der Mur wurde das „Friendly Alien“, wie die architektonische Konstruktion von seinen Erbauern, den britischen Architekten Peter Cook und Colin Fournier, genannt wird, zwischen die historischen Gebäude so eingefügt, als ob es sich wie eine wabbelige Masse genau um die Häuserkanten ausbreiten würde. Und wirklich wirkt das Kunsthaus Graz mit seinen runden, biomorphen Formen wie ein fremdartiges Wesen inmitten der barocken Dächerlandschaft der steirischen Landeshauptstadt.

Das Kunsthaus von der Hauptbrücke aus
Das Kunsthaus von der Hauptbrücke aus

Diese Art der Architektur hat sogar einen eigenen Namen und wird Blob-Architektur bzw. Freiform-Architektur bezeichnet, die in den 1990er Jahren durch die neuen digitalen Möglichkeiten in der Konstruktion von Gebäuden entstanden ist. Weitere Beispiele der Blob-Architektur wären das Kaufhaus Selfridges in Birmingham (GB), das Experience Music Project in Seattle (USA) oder auch der Red Bull Hangar in Salzburg. Übrigens hört man bei den Grazern auch Kosenamen wie Nilpferdbaby, Stachelschwein oder Walfisch.

Wo finde ich das Kunsthaus Graz?

  • Lendkai 1
  • 8020 Graz

Warum? Wieso? Weshalb?

Diese Frage haben sich beim Bau des überdimensionalen Gebäudes im Jahr 2003 viele gestellt, während das Kunsthaus Graz heute bereits zu den neuen Wahrzeichen der Stadt zählt. Mittlerweile besuchen mehrere tausend Besucher im Jahr die Ausstellungen und Veranstaltungen im Friendly Alien.

Zur Bauzeit dieses Museums für zeitgenössische Kunst war Graz gerade Europäische Kulturhauptstadt des Jahres und man benötigte einen neuen, interdisziplinären Kulturraum. Als Standort wurde schließlich die Baulücke zwischen dem Lendkai und dem sogenannten „Eisernen Haus“ gewählt.

Das Eiserne Haus – Fassade vor dem Kunsthaus

Das Eiserne Haus war 1848 das modernste Einkaufszentrum inklusive einem Café und einer Bar in Österreich und eines der ersten gusseisernen Bauten in Europa. Also ebenfalls ein futuristischer Bau für damalige Zeiten und perfekt geeignet, um mit dem neuen Alien verbunden zu werden. Die Intention hinter der Errichtung war es, der modernen Kunst in all ihren Facetten eine Bühne zu bieten, die je nach Event, je nach Künstler und je nach Aktivität angepasst werden kann.

Interessant ist noch zu erwähnen, dass während der Renovierungsarbeiten am und im Eisernen Haus eine gusseiserne, weibliche Statue gefunden hat, die heute als Muse Polyhymnia im neuen Kunsthaus steht.

Polyhymnia am Eisernen Haus (Kunsthaus Graz)

Freie Formen für freie Künste

Bereits in der Antike studierte man die sieben freien Künste (septem artes liberales), die sich um die große Kunst der Philosophie reihen. Auch das Kunsthaus Graz verfolgt eine eigene Philosophie, die in die Konstruktion des modernen Baus bereits mit einbezogen wurde. Auf anpassungsfähigen, „flüssigen“ Plattformen bzw. Ausstellungsebenen ist ein neuer, transdisziplinärer Aktions-, Ausstellungs- und Vermittlungsort für zeitgenössische Kunst entstanden, der immer wieder zu neuen Raumnutzungsmöglichkeiten anregt und nie zwei Mal gleich gestaltet werden kann.

Bereits am Eingang beginnt für den Besucher eine Reise durch eine futuristische Welt, wie man sie in Österreich zuvor noch nicht erlebt hatte. Ein 30 Meter langes Laufband, der sogenannte Travelator, bringt die Kunstinteressierten in das Gebäude und „durchstößt“ damit die Haut des Gebäudes. Das Foyer ist ein Ort der Begegnung und beherbergt neben einen Kunsthauscafé auch einen Kunsthaus-Shop. Regelmäßig finden auch hier Veränderungen statt.

Von hier führen dann weitere Laufbänder zu den einzelnen Ausstellungsflächen, in den Kinder- und Jugendraum, bis man die höchste Plattform erreicht, die durch die Glaskuppel einen unglaublichen Panoramablick über die Häuserlandschaft von Graz ermöglicht und auch den Grazer Uhrturm im Blick hat.

Technische Spielereien

Interessant ist die Multifunktionalität des gesamten Gebäudes. Sogar die Außenhaut des Gebäudes kann als Installationsmedium zeitgenössischer Kunst genutzt werden. Die sogenannte BIX-Medienfassade (ein zusammengesetzter Begriff aus den Wörtern Big und Pixel) besteht aus einer Acrylglashaut, in die Lichtelemente integriert wurden, die einzeln angesteuert werden können oder als gesamtes einen 900 Quadratmeter großen Bildschirm für Bewegtbilder bieten.

Die BIX Fassade des Grazer Kunsthauses bei Dunkelheit
Die BIX Fassade des Grazer Kunsthauses bei Dunkelheit

Vor allem in der Dämmerung sind die Präsentationen auf der Fassade sehr gut sichtbar – am Besten man macht dann einen Ausflug auf den Schlossberg und bewundert das ganze von oben. Zu den permanenten Installationen im und am Kunsthaus Graz zählen zum Beispiel der von Max Neuhaus geschaffene Klangraum rund um das moderne Gebäude, das Wahrnehmungsexperiment des Michael Schuster mit den überall verteilten, illusionistisch präparierten Verkehrsspiegeln oder die strukturierten Wandarbeiten von Esther Stock an den Nebengebäuden.

Einige Installationen sind so integriert, dass man sie im ersten Moment gar nicht als Kunst erkennt. Dazu zählt zum Beispiel das Projekt Soft Interventions von Hannes und Hertha Priesch, die sich mit dem Thema Absperrungen beschäftigen und dadurch die Besucherströme lenken. Nicht einmal der Bankomat am Gebäude ist eine reine Geldmaschine. Als Ort der Begegnung hat das Kunsthaus Graz sieben Tage die Woche geöffnet.