Landeszeughaus Graz
Landeszeughaus: Daten und Fakten
Die Rüstkammer: 3.300 Harnische und Helme, 8.000 meist frühe Handfeuerwaffen, darunter 4.000 zum Teil reich verzierte Pistolen sowie ein großer Bestand an Stangen- und Blankwaffen.
Das Landeszeughaus ermöglicht es, einen Einblick in Graz um die Zeit des Mittelalters zu erhalten. Das Landeszeughaus war zum Schutz des Landes als Waffen-Depotstelle verwendet. Mittlerweile wird das Zeughaus vom Landesmuseum Joanneum verwaltet. Das Umfeld blieb jedoch erhalten. Führungen im Landeszeughaus finden täglich statt, auch auf spezielle Workshops und Themenführungen (sowohl für Kinder als Erwachsene spannend) wird Wert gelegt.
Wo finde ich das Grazer Zeughaus?
Geschichte des Zeughauses Graz
Mit dem unspezifischen Begriff „Zeug“ wurden nachweislich bis ins 17. Jahrhundert verschiedene Gerätschaften und Waffen bedacht. Aber auch die Bezeichnungen Armamentarium, Rüstkammer und Arsenal scheinen auf.
In weiterer Folge war das „Zeughaus“ ein Gebäude, in dem Waffen und andere militärische Ausrüstungsgegenstände gelagert und gepflegt wurden. Gelegentlich wurde auch ein Feuerwehrhaus oder ein Depot von Jagdwaffen und anderen Geräten als Zeughaus bezeichnet.
Der Leiter eines Zeughauses war der „Zeugmeister“, seltener wird ein Zeugkapitän genannt. Die meisten bekannten Zeughäuser in Europa waren prächtige Bauwerke, die auch einen symbolischen Charakter hatten: Sie sollten auf jeden Besucher von nah und fern Eindruck machen. Viele wurden später aufgelöst und dienen heute anderen Zwecken. Einige können aber noch besucht werden, da sie als Veranstaltungs- und Ausstellungsstätten eingerichtet wurden.
Auch das Landeszeughaus Graz in der Herrengasse ist ganzjährig geöffnet und beherbergt mit über 30.000 Exponaten die größte Sammlung an erhaltenen historischen Waffen und militärischen Ausrüstungsgegenständen weltweit. Darunter sind auch einige Prunkstücke, wie der Küriss (vollständiger Reiterharnisch) von Erzherzog Karl II. aus Innerösterreich, der in einer bekannten Augsburger Werkstätte hergestellt wurde.
Eine Geschichte des Krieges
Seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte wurden Waffen gefertigt, die bei der Jagd nach Nahrung, aber auch in Konflikten gegeneinander eingesetzt wurden. Über die Jahrtausende wurden die Waffen immer weiter verfeinert und perfektioniert, bis schließlich nur noch ein Knopfdruck genügt hat, um ganze Dörfer auf einmal auszulöschen.
Die umfangreiche Waffensammlung im Landeszeughaus Graz zeugt noch von jenen Epochen, in denen Mann gegen Mann gekämpft wurde, nämlich von der Zeit zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert. Es wurde zwischen 1642 und 1674 errichtet und mit einer kunstvollen, barocken Fassade versehen. Vorher lagerten die Waffen und Ausrüstungsgegenstände der Soldaten vorwiegend im alten Landhaus und an den Stadttoren. Aufgrund der drohenden Gefahr durch das Osmanische Reich und die Verstärkung der Grenzsicherung in Kroatien und Ungarn, kam es zu einer Produktionssteigerung von Waffen, die einen neuen Lagerplatz benötigten.
Etwa 16.000 Soldaten konnten mit den Waffen aus dem Landeszeughaus ausgerüstet werden. Durch den Frieden von Karlowitz, der den Großen Türkenkrieg 1699 beendete, verlor das Landeszeughaus Graz bald seine Bedeutung. Mit Müh und Not konnten die steirischen Landstände verhindern, dass die Waffensammlung von Maria Theresia im Zuge ihrer Heeresreform nach Wien geholt wurde und dank des Einsatzes der Adelsfamilien ist der gesamte Bestand bis heute erhalten geblieben. Als ältestes Museum der Steiermark wurde es schließlich in das älteste Museum Österreichs eingegliedert: In das Universalmuseum Joanneum.
Außergewöhnliche Meisterwerke aus der Waffenschmiede
Nur während einer kurzen Zeit konnte die einzigartige Sammlung an historischen Waffen und anderen militärischen Ausrüstungsgegenständen im Landeszeughaus Graz nicht besucht werden, denn während des Zweiten Weltkrieges versteckte man die Objekte in mehreren steirischen Schlössern. Erst nach Ende des Krieges wurden diese mit Hilfe der britischen Besatzungsmacht wieder an ihrem ursprünglichen Verwahrungsort untergebracht.
Wenn man einen Ort mit historischen Objekten betritt, sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass diese Gegenstände mit viel Zeitaufwand und oft mit viel Liebe zum Detail per Hand gefertigt wurden. In der schnelllebigen, hoch industrialisierten Zeit des 21. Jahrhunderts vergisst man gerne, dass die Dinge einmal ihre Zeit gebraucht haben.
Angefangen bei einfachen Stich-, Hieb- und Stangenwaffen, über Kanonen, Harnische und Feuerwaffen, bis hin zu prunkvollen Offizierswaffen und prachtvoll verzierten Rossharnischen, die ein ganzes Pferd bedecken können, findet man auf vier Etagen mit rund 2000 Quadratmetern Fläche eine Anzahl an Waffen, mit der man noch heute etwa 5000 Soldaten ausrüsten könnte.
Um noch ein paar Zahlen zu nennen:
Eine Herausforderung für Restaurateure, Historiker und den Putztrupp
Der Erhalt, die Pflege und das Restaurieren von über 30.000 historischen Objekten gleicht einer Mammut-Aufgabe.
Die Waffen, Rüstungen und sonstigen militärischen Gegenstände werden nicht, wie sonst in Museen meist üblich, durch eine Glasvitrine geschützt und sind somit noch anfälliger. Auch wenn die Besucher den Hinweis bekommen, die Objekte bitte nicht anzufassen, geschieht es doch hin und wieder, was zu frühzeitigem Rostbefall führen kann.
Manchmal werden besondere Objekte auch von anderen Museen für spezielle Ausstellungen ausgeliehen, darunter meistens der kostbare Pferdeharnisch oder die detailreiche Rüstung von Erzherzog Karl II. Diese waren bereits in Japan, Aserbaidschan und in den USA.
Regelmäßig werden die Objekte für Themenveranstaltungen neu aneinandergereiht und umgestellt. Ein Beispiel wäre der im Jahr 2019 laufende Veranstaltungsschwerpunkt Genussreise im Museum – Wie die Bewegung, so die Verpflegung. Täglich werden Führungen durch die Sammlung und durch die Themenausstellungen angeboten. Jeden Sonntag gibt es spezielle Kinderführungen, die monatlich ihr Thema wechseln.